Europäische Interaktionsfelder - Erkundungen zu deutsch-russischen Beziehungen
Tamcke, Martin,
Europäische Interaktionsfelder - Erkundungen zu deutsch-russischen Beziehungen - Universitätsverlag Göttingen 2017
Open Access
Das Verhältnis von Deutschen und Russen wird oft im Kontext von Kriegen und politischen Spannungen thematisiert. Aber eine derartige Sicht trennt auch das, was verbindet. Tatsächlich hat es im Laufe der Jahrhunderte nicht nur wechselseitige starke Migrationsbewegungen gegeben (Deutschland war zunächst eines der bevorzugten Fluchtländer der russischen Flüchtlinge nach der Russischen Revolution, Russland zog zur Zeit der Zarin Katharina deutsche Aussiedler an), sondern immer haben beide Kulturen auch stark aufeinander gewirkt. Am Schicksal der Russlanddeutschen zeigt sich in besonderer Prägnanz Fluch und Segen einer Existenz zwischen den Kulturen. Hier kann der Blick einzelnen Russlanddeutschen (wie dem letzten lutherischen Pastor von Tomsk) oder grundsätzlichen Überlegungen zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Russlanddeutschen gelten. Umgekehrt werden Migrantenschicksale deutlich, die gerade deren Situation zwischen den Kulturen zum Teil tragisch verdeutlichen (Henry von Heiseler, Alexander Schmorell), die Wirkung russischer Kultur auf die deutsche erörtert etwa der Aufsatz zur Dostojewskij-Rezeption der dialektischen Theologen, während die studentische Arbeit zu Dostojewskijs Gotteslästerungsthematik im Großinquisitor ein Stück heutiger Rezeption bietet. Die Schlagwörter Märtyrer und Migranten belegen die gegenwärtig die Gesellschaften in Deutschland und Russland unterschiedlich bewegenden Tendenzen öffentlicher bzw. kultureller Diskurse, deren direkte Vergleichbarkeit nicht von vornherein gegeben ist. Das Verhältnis von Deutschen und Russen wird oft im Kontext von Kriegen und politischen Spannungen thematisiert. Aber eine derartige Sicht trennt auch das, was verbindet. Tatsächlich hat es im Laufe der Jahrhunderte nicht nur wechselseitige starke Migrationsbewegungen gegeben (Deutschland war zunächst eines der bevorzugten Fluchtländer der russischen Flüchtlinge nach der Russischen Revolution, Russland zog zur Zeit der Zarin Katharina deutsche Aussiedler an), sondern immer haben beide Kulturen auch stark aufeinander gewirkt. Am Schicksal der Russlanddeutschen zeigt sich in besonderer Prägnanz Fluch und Segen einer Existenz zwischen den Kulturen. Hier kann der Blick einzelnen Russlanddeutschen (wie dem letzten lutherischen Pastor von Tomsk) oder grundsätzlichen Überlegungen zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Russlanddeutschen gelten. Umgekehrt werden Migrantenschicksale deutlich, die gerade deren Situation zwischen den Kulturen zum Teil tragisch verdeutlichen (Henry von Heiseler, Alexander Schmorell), die Wirkung russischer Kultur auf die deutsche erörtert etwa der Aufsatz zur Dostojewskij-Rezeption der dialektischen Theologen, während die studentische Arbeit zu Dostojewskijs Gotteslästerungsthematik im Großinquisitor ein Stück heutiger Rezeption bietet. Die Schlagwörter Märtyrer und Migranten belegen die gegenwärtig die Gesellschaften in Deutschland und Russland unterschiedlich bewegenden Tendenzen öffentlicher bzw. kultureller Diskurse, deren direkte Vergleichbarkeit nicht von vornherein gegeben ist.
Creative Commons
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German
gup2017-1076
10.17875/gup2017-1076 doi
Society & social sciences
Europe Russia Paternoster
Europäische Interaktionsfelder - Erkundungen zu deutsch-russischen Beziehungen - Universitätsverlag Göttingen 2017
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Das Verhältnis von Deutschen und Russen wird oft im Kontext von Kriegen und politischen Spannungen thematisiert. Aber eine derartige Sicht trennt auch das, was verbindet. Tatsächlich hat es im Laufe der Jahrhunderte nicht nur wechselseitige starke Migrationsbewegungen gegeben (Deutschland war zunächst eines der bevorzugten Fluchtländer der russischen Flüchtlinge nach der Russischen Revolution, Russland zog zur Zeit der Zarin Katharina deutsche Aussiedler an), sondern immer haben beide Kulturen auch stark aufeinander gewirkt. Am Schicksal der Russlanddeutschen zeigt sich in besonderer Prägnanz Fluch und Segen einer Existenz zwischen den Kulturen. Hier kann der Blick einzelnen Russlanddeutschen (wie dem letzten lutherischen Pastor von Tomsk) oder grundsätzlichen Überlegungen zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Russlanddeutschen gelten. Umgekehrt werden Migrantenschicksale deutlich, die gerade deren Situation zwischen den Kulturen zum Teil tragisch verdeutlichen (Henry von Heiseler, Alexander Schmorell), die Wirkung russischer Kultur auf die deutsche erörtert etwa der Aufsatz zur Dostojewskij-Rezeption der dialektischen Theologen, während die studentische Arbeit zu Dostojewskijs Gotteslästerungsthematik im Großinquisitor ein Stück heutiger Rezeption bietet. Die Schlagwörter Märtyrer und Migranten belegen die gegenwärtig die Gesellschaften in Deutschland und Russland unterschiedlich bewegenden Tendenzen öffentlicher bzw. kultureller Diskurse, deren direkte Vergleichbarkeit nicht von vornherein gegeben ist. Das Verhältnis von Deutschen und Russen wird oft im Kontext von Kriegen und politischen Spannungen thematisiert. Aber eine derartige Sicht trennt auch das, was verbindet. Tatsächlich hat es im Laufe der Jahrhunderte nicht nur wechselseitige starke Migrationsbewegungen gegeben (Deutschland war zunächst eines der bevorzugten Fluchtländer der russischen Flüchtlinge nach der Russischen Revolution, Russland zog zur Zeit der Zarin Katharina deutsche Aussiedler an), sondern immer haben beide Kulturen auch stark aufeinander gewirkt. Am Schicksal der Russlanddeutschen zeigt sich in besonderer Prägnanz Fluch und Segen einer Existenz zwischen den Kulturen. Hier kann der Blick einzelnen Russlanddeutschen (wie dem letzten lutherischen Pastor von Tomsk) oder grundsätzlichen Überlegungen zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Russlanddeutschen gelten. Umgekehrt werden Migrantenschicksale deutlich, die gerade deren Situation zwischen den Kulturen zum Teil tragisch verdeutlichen (Henry von Heiseler, Alexander Schmorell), die Wirkung russischer Kultur auf die deutsche erörtert etwa der Aufsatz zur Dostojewskij-Rezeption der dialektischen Theologen, während die studentische Arbeit zu Dostojewskijs Gotteslästerungsthematik im Großinquisitor ein Stück heutiger Rezeption bietet. Die Schlagwörter Märtyrer und Migranten belegen die gegenwärtig die Gesellschaften in Deutschland und Russland unterschiedlich bewegenden Tendenzen öffentlicher bzw. kultureller Diskurse, deren direkte Vergleichbarkeit nicht von vornherein gegeben ist.
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gup2017-1076
10.17875/gup2017-1076 doi
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